Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein nützliches Werkzeug zur ersten Einschätzung des Gesundheitszustands. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nutzt den BMI, um Übergewicht und Adipositas zu klassifizieren, was für die Einschätzung von Gesundheitsrisiken wichtig ist. Warum der BMI trotzdem in der Kritik steht, welche alternativen Methoden es gibt und wie man ihn misst, erfährst Du in diesem Artikel.
Was ist der Body-Mass-Index (BMI)?
Der BMI ist eine einfache Formel, um Individuen anhand des Gewichts in einer standardisierten Tabelle in Kategorien wie Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und verschiedene Adipositasgrade einzuordnen, basierend auf den gesundheitlichen Risiken, die mit jedem Bereich verbunden sind. Als schnelles Screening-Tool hilft der BMI dabei, Personen zu identifizieren, die möglicherweise ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme aufgrund ihres Gewichts haben. Er wird dazu in klinischen, öffentlichem Gesundheits- und individuellen Beratungskontexten verwendet.
Wie kann man den BMI ausrechnen?
Mit dieser Formel rechnet man den BMI aus: Das Gewicht einer Person in Kilogramm durch das Quadrat ihrer Körpergröße in Metern dividieren (BMI= Gewicht in Kilogramm: Größe in m2)
BMI-Beispielrechnung: Eine Person hat ein Gewicht von 70 kg bei einer Größe von 1,75 m.
Im gegebenen Beispiel mit einem Gewicht von 70 kg und einer Größe von 1,75 m sieht der Rechenweg wie folgt aus:
- Größe in Metern zum Quadrat berechnen: 1,75 m×1,75 m= 3,0625 m2
- Gewicht durch das Quadrat der Größe dividieren: 70 kg : 3,0625 m2 ≈ 22,86
Somit ergibt sich für eine Person mit einem Gewicht von 70 kg und einer Größe von 1,75 m ein BMI von etwa 22,86. Dieses Ergebnis fällt in die Kategorie "Normalgewicht" gemäß den allgemeinen BMI-Richtlinien.
Du kannst Deinen BMI auch ganz einfach mit dem BMI Rechner von SoLean ausrechnen (Link klicken und nach unten scrollen).
Wann habe ich Übergewicht?
BMI-Tabelle: Übergewicht und Adipositas gemäß WHO für Erwachsene
BMI | Einteilung | Gesundheitsrisiko |
18,2-24,9 | normalgewichtig | normal |
25,0-29,9 | übergewichtig, Prä-Adipositas | gering erhöht |
30,0-34,9 | Adipositas Grad 1 | erhöht |
35,0-39,9 | Adipositas Grad 2 | hoch |
>40 | Adipositas Grad 3, morbide Adipositas | sehr hoch |
Der BMI gilt für Erwachsene etwa ab dem 18. Lebensjahr. Bei Kindern und Jugendlichen werden BMI-Werte unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht interpretiert, da sich der normale Körperfettanteil und Wachstumsmuster im Laufe der Entwicklung ständig ändern. Die WHO und andere Gesundheitsorganisationen stellen spezielle Wachstumskurven und Tabellen zur Verfügung, um den BMI von Kindern und Jugendlichen alters- und geschlechtsspezifisch zu bewerten.
Warum ist der BMI in der Medizin so relevant?
Der Body-Mass-Index (BMI) ist in der Medizin aus mehreren Gründen relevant:
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Einfache und schnelle Einschätzung: Der BMI bietet eine einfache und schnelle Methode zur Beurteilung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße. Diese Berechnung kann schnell durchgeführt werden und erfordert keine speziellen Geräte, was sie besonders praktikabel macht.
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Screening-Tool: Er dient als effektives Screening-Tool, um Personen zu identifizieren, die ein potenzielles Risiko für gesundheitliche Probleme aufgrund von Unter- oder Übergewicht haben könnten. Der BMI kann somit helfen, Personen ausfindig zu machen, die weiterführende Untersuchungen oder Beratungen bezüglich ihres Gewichts und damit verbundener Gesundheitsrisiken benötigen.
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Risikoabschätzung für gesundheitliche Probleme: Studien haben gezeigt, dass ein hoher BMI mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krankheiten verbunden ist, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, bestimmte Krebsarten, und Gelenkprobleme. Ein niedriger BMI kann auf Unterernährung oder andere gesundheitliche Probleme hinweisen.
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Globale Vergleichbarkeit: Da der BMI auf standardisierten Kategorien basiert, ermöglicht er den Vergleich von Übergewichts- und Adipositasraten über verschiedene Populationen und geographische Regionen hinweg. Dies ist wichtig für die öffentliche Gesundheitsforschung und die Entwicklung von Gesundheitsrichtlinien.
- Grundlage für weiterführende Untersuchungen: Obwohl der BMI seine Grenzen hat, da er nicht zwischen Muskelmasse und Fettmasse unterscheidet und die Verteilung des Körperfetts nicht berücksichtigt, dient er oft als Ausgangspunkt für weiterführende Untersuchungen zur Körperzusammensetzung, wie z.B. Körperfettmessungen oder die Beurteilung der Fettverteilung.
Trotz seiner weiten Verbreitung und Nützlichkeit sollte der BMI als eines von mehreren Werkzeugen zur Beurteilung der Gesundheit und nicht als alleiniger Indikator verwendet werden.
Warum steht der BMI in der Kritik?
Im Wesentlichen gibt es drei Kritikpunkte am BMI
1. Kritikpunkt: Gewicht und Größe als einzige Faktoren
Der erste Kritikpunkt am BMI ist, dass er lediglich das Gewicht und die Größe einer Person berücksichtigt, ohne Unterscheidung zwischen Muskelmasse und Körperfett zu machen. Diese Einschränkung bedeutet, dass muskulöse Individuen oft fälschlicherweise als übergewichtig oder adipös eingestuft werden können, obwohl ihr Körperfettanteil niedrig ist. Denn Muskeln haben eine höhere Dichte als Fettgewebe; sie sind also schwerer. Der Box-Weltmeister Wladimir Klitschko hat einen BMI von etwa 28 und wäre demnach übergewichtig. Ebenso können Menschen mit einem "normalen" BMI tatsächlich einen ungesunden Körperfettanteil haben, was als "skinny fat" bezeichnet wird. Dies verdeutlicht, dass der BMI nicht immer ein genaues Bild der körperlichen Fitness oder des Gesundheitszustands einer Person liefert.
2. Kritikpunkt: Entscheidend ist, wo das Fett liegt
Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt betrifft die Nichtberücksichtigung der Fettverteilung im Körper. Der BMI sagt nichts darüber aus, wo genau sich das Fett befindet. Dies spielt aber eine zentrale Rolle: Forschungen zeigen, dass die Lokalisierung des Körperfetts – insbesondere das viszerale Fett um die inneren Organe – ein wichtiger Indikator für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und anderen metabolischen Erkrankungen ist. Personen mit einem hohen Anteil an viszeralem Fett können ein erhöhtes gesundheitliches Risiko aufweisen, selbst wenn ihr BMI im normalen Bereich liegt. Der BMI kann daher irreführend sein, da er nicht zwischen subkutanem Fett (unter der Haut) und viszeralem Fett unterscheidet. Zusammengefasst: Fett, das am und vor allem im Bauch und um die Organe herum (viszerales Fett) liegt, ist aus gesundheitlicher Sicht problematischer als jenes am Hintern oder an den Oberschenkeln.
Um das Bauchfett zu erfassen, empfehlen Fachleute, neben dem BMI auch den Bauchumfang (Taillenumfang) zu messen. Er wird auf Höhe des Bauchnabels gemessen und es gelten folgende Grenzwerte
Bauchumfang als Maß für Übergewicht
Die empfohlenen Werte – und ab wann das Gesundheitsrisiko deutlich steigt
Bauchumfang |
Frauen | Männer |
ideal | <80 cm | <94 cm |
problematisch | >88 cm | >102 cm |
3. Kritikpunkt: das Adipositas-Paradoxon bzw. “Gesunde Dicke”
Der BMI sagt nichts über den allgemeinen Lebensstil einer Person aus. Bewegtes Fett, also Fett, das durch regelmäßige körperliche Aktivität metabolisch aktiv ist, kann weniger gesundheitsschädlich sein als unbewegtes Fett bei Personen mit scheinbar gesundem BMI, die jedoch in die Kategorie “Couch Potato” fallen und einen inaktiven Lebensstil führen. Man spricht hier vom “Adipositas-Paradoxon”, oder auch “gesunden Dicken”.
Beide Begriffe beziehen sich auf Studien, die zeigen, dass ein BMI von 25 bis 30 für die körperliche Gesundheit von Vorteil sei, da Menschen mit leichtem Übergewicht durchschnittlich länger lebten. Auch bei einigen Krankheiten sei eine höhere Fettreserve eher von Vorteil, wird argumentiert. Diese Studien hätten allerdings so viele methodische Mängel, sagen Kritiker, dass man skeptisch bleiben sollte.
Welche Alternativen gibt es zum BMI?
Neben dem BMI gibt es andere Maße, die eine umfassendere Bewertung der Körperzusammensetzung und des Gesundheitsrisikos bieten:
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Taillenumfang und Taille-Hüft-Verhältnis (THV): Diese Maße geben Aufschluss über die Fettverteilung und das damit verbundene Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Geschlechtsspezifische Schwellenwerte helfen, das Risiko für kardiometabolische Beeinträchtigungen zu bewerten.
So misst man das THV: Taillenumfang: Gemessen wird der schmalste Punkt zwischen dem unteren Rippenrand und dem Beckenkamm bei normaler Ausatmung. Ein Taillenumfang von über 94 cm bei Männern und 80 cm bei Frauen weist auf ein erhöhtes Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Erkrankungen hin.
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Taille-Hüft-Verhältnis: Dies wird berechnet, indem der Taillenumfang durch den Hüftumfang (an der breitesten Stelle der Hüfte) geteilt wird. Werte über 0,90 bei Männern und 0,85 bei Frauen gelten als Indikatoren für ein erhöhtes Risiko.
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Body-Adiposity-Index (BAI): Der BAI berücksichtigt den Hüftumfang im Verhältnis zur Körpergröße, Alter und Geschlecht. Der BAI wird berechnet, indem der Hüftumfang (in cm) durch die Körpergröße (in m) hoch 1,5 geteilt und dann 18 abgezogen wird. Die Formel lautet: BAI = Hüftumfang in cm : (Körpergröße in cm) 1,5 - 18. Diese Methode setzt nicht direkt das Körpergewicht in Beziehung, was sie von BMI unterscheidet und für die Bewertung der Körperfettanteile nützlich macht.
- Body-Shape-Index (BSI): Der BSI berücksichtigt das Verhältnis von Taillenumfang zur Körpergröße und Gewicht. Die Berechnung ist komplexer und beinhaltet die Anwendung einer spezifischen Formel, die den Taillenumfang (in m) durch (BMI2/3)× (Körperhöhe in m 1/2) teil. Der BSI zielt darauf ab, eine genauere Einschätzung des gesundheitlichen Risikos durch Berücksichtigung der Körperform und Fettverteilung zu bieten.
Diese alternativen Methoden liefern wichtige Zusatzinformationen zum BMI, indem sie die Verteilung des Körperfetts und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit berücksichtigen. Während der BMI einen allgemeinen Überblick über Gewichtskategorien bietet, ermöglichen Taillenumfang, THV, BAI und BSI eine differenziertere Einschätzung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und andere metabolische Störungen. Insbesondere das viszerale Fett, das um die Organe im Bauchraum gelagert wird und durch Maße wie den Taillenumfang erfasst wird, ist ein wichtiger Prädiktor für Gesundheitsrisiken.
Zusammenfassung zum BMI
Die Kritikpunkte am BMI verdeutlichen die Notwendigkeit eines differenzierteren Ansatzes zur Bewertung der Gesundheit und des Risikos für Krankheiten, der über die einfache Messung des BMI hinausgeht. Auch der Ansatz der Body-Positivity-Bewegung, Personen nicht aufgrund ihrer Körperfülle zu stigmatisieren, ist unterstützenswert. Doch auch wenn die Medizin kein Schönheitsideal vertritt, müssen Ärztinnen und Ärzte mit ihren Patienten über das Gewicht sprechen. Weil Übergewicht – ebenso wie Alkoholkonsum, Rauchen, oder Bluthochdruck – ein relevanter Risikofaktor sein kann. Genau dafür ist der BMI ein guter Ausgangspunkt.
Die Kombination verschiedener Messungen mit dem BMI kann Ärzten bzw. Ärztinnen, Ernährungsberater*innen und Fitnessprofis helfen, individuelle Gesundheits- und Fitnesspläne zu erstellen, die nicht nur auf das Gewicht, sondern auch auf die allgemeine gesundheitliche Verfassung und das damit verbundene Risiko abzielen.
Wie kann SoLean bei einem zu hohen BMI helfen?
Für Menschen mit einem zu hohen BMI, die Schwierigkeiten haben, durch Diät und Bewegung allein signifikant Gewicht zu verlieren, können die neuen GLP-1 Medikamente, auch als Abnehmspritzen bekannt, eine Möglichkeit zur langfristigen Gewichtsreduktion bieten.
Eine Behandlung mit Abnehmspritzen ist in der Regel für Personen geeignet, die:
- Einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder höher haben (Adipositas).
- Einen BMI von 27 oder höher aufweisen und gleichzeitig an gewichtsbedingten Gesundheitsproblemen leiden, wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Dyslipidämie.
Voraussetzung für die Verschreibung von Medikamenten wie Wegovy oder Saxenda ist die Bereitschaft, eine medikamentöse Behandlung mit einer Lebensstilintervention (Ernährungsumstellung und Bewegung) zu kombinieren, um langfristige Ergebnisse zu erzielen.
Bei SoLean ist der BMI ein Faktor zur Beurteilung der Eignungen einer Person für Medikamente zum Abnehmen, allerdings nicht der Einzige. Unsere Partner-Ärzte und Ärztinnen verschaffen sich u.A. mit einem Gesundheitsfragebogen, in dem für die Verschreibung relevante Informationen abgefragt werden, und einer Foto-Analyse einen umfassenden Überblick. Informiere Dich über den Service von SoLean zum Thema abnehmen.
Quellen
https://www.nzz.ch/wissenschaft/body-mass-index-bmi-in-der-kritik-warum-xherdan-shaqiri-keine-diaet-machen-muss-teil-10-ld.1756299
https://www.who.int/data/gho/data/themes/topics/topic-details/GHO/body-mass-index https://www.bzfe.de/bmi-rechner/
https://prio-one.de/blogs/gyno-blog/dein-bmi-guide-verstehen-anwenden-und-alternativen